Mittwoch, 16. Januar 2008


Ich weiß nicht, ob es sich bei den Bäumen um Ahorn oder Eiche oder sonst was handelte – ich hatte die Arten noch nie besonders gut auseinander halten können –, aber sie waren beeindruckend. Die Stämme hatten einen Umfang von locker eins achtzig, und ihre Wurzeln waren wie dicke Zehen miteinander verflochten, tanzten zusammen, bevor sie in die Erde eintauchten. Die Bäume waren außerdem gigantisch hoch, echte natürliche Wolkenkratzer. Ich dachte mir, die Natur weiß eben, was abgeht, falls Sie wissen, was ich meine. Also, diese Bäume waren so alt, so weise, sahen auf uns Menschen herab, wie wir mit unserer kümmerlichen Lebenszeit auf der Erde herumkrochen und alles zerstörten, was uns in den Weg kam. Die Felsen und die Bäume und die Vögel haben alles über Jahrmillionen bewahrt, und dann kommen wir daher und machen es in knapp hundert Jahren kaputt. Ich dachte über die Lebenserwartung nach, wie viel Zeit diesen Bäumen wohl bliebe, bis jemand auf die Idee käme, dass das hier ein großartiger Platz für ein Einkaufszentrum wäre. Ich fühlte mich den Bäumen sogar verbunden. Ich wusste, was es hieß, gleichzeitig überragend und zerbrechlich zu sein. Ich kannte die Gefahr und den Wettlauf mit der Zeit. Der Wald und ich, wir beide.

Textauszug aus
Daniel Grey Marshall: No Exit

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